Sommer, Sonne, Sonnenschein … und Herzprobleme?

Veröffentlicht am: 17.07.2024

Manche mögen’s bekanntlich heiß – aber bei Temperaturen jenseits der 30°C-Marke kann es schnell zu viel des Guten werden. Besonders, wenn Herz und Kreislauf durch bestehende Erkrankungen bereits vorbelastet sind, ist Vorsicht geboten. Damit Ihre Patient:innen den Hochsommer unbeschwert genießen können, haben wir hier einige Tipps zusammengestellt.

Bereits im Mai dieses Jahres warnte Karl Lauterbach im Rahmen der 2. Hitzeschutzkonferenz vor gefährlich hohen Temperaturen in den anstehenden Sommermonaten.1 Der Bundesgesundheitsminister legte gemeinsam mit verschiedenen Expert:innen aus dem Gesundheitswesen Empfehlungen für den Hitzeschutz in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern vor.

Nicht ohne Grund: Als Fazit aus den im vergangenen Jahr eingeführten Wochenberichten zur hitzebedingten Mortalität meldete das Robert Koch Institut für den Sommer 2023 (Kalenderwochen 15 bis 38) insgesamt geschätzt 3.200 hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland.2 Dabei waren ältere Personen deutlich stärker gefährdet als jüngere; über 95 % der Sterbefälle betraf die Altersgruppe > 65 Jahre.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen das Risiko

Neben Schwangeren, Kleinkindern, Säuglingen sowie Personen mit Atemwegserkrankungen oder starkem Übergewicht sind vor allem Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen durch Extremhitze gefährdet.

Da das Kühlsystem des menschlichen Körpers zum einen auf der kutanen Vasodilatation und der damit verbundenen verstärkten Wärmeabgabe aus dem Blut über die kleinen Hautgefäße beruht, ist es nicht verwunderlich, dass ein vorbelastetes Herz die Kühlleistung einschränken kann.

Zum anderen kann die körpereigene Kühlung durch übermäßige Transpiration den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt stark aus dem Gleichgewicht bringen – bei Flüssigkeitsmangel muss das sowieso schon geschwächte Herz verstärkt pumpen und der Volumenverlust des Blutes wirkt sich negativ auf den Kreislauf aus.3

Trinkmenge und Elektrolythaushalt im Blick behalten

„Wer viel schwitzt, muss viel trinken“ – sicherlich nicht falsch, aber auch nicht trivial. Da vor allem ältere Menschen oft kein ausgeprägtes Durstgefühl haben, ist es sinnvoll, nochmal verstärkt auf eine angemenssene Flüssigkeitszufuhr hinzuweisen. Die Deutsche Herzstiftung rät zu Mineralwasser, Kräutertee und verdünntem Fruchtsaft, am besten nicht zu stark gekühlt.4 Allerdings sollten gerade Patient:innen mit Herzschwäche auch nicht zu viel trinken: Das Herz hat dann Mühe, das zusätzliche Wasser wieder loszuwerden; Flüssigkeitseinlagerungen können die Folge sein.3

Idealerweise wiegen sich Patient:innen mit verringerter Herzleistung täglich, um ihre Trinkmenge zu kontrollieren. Bei einer Zunahme von > 1 kg über Nacht, > 2 kg innerhalb von drei Tagen oder > 2,5 kg binnen einer Woche sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.4 Wenn eine ausreichende Elektrolytzufuhr nicht über eine abwechslunsgreiche Ernährung alleine gewährleistet ist bzw. per Laboruntersuchung ein Kalium- oder Magnesiummangel festgestellt wird, können (je nach individueller Situation Ihrer Patient:innen) Kalium- bzw. Magnesiumtabletten empfohlen werden.5

Blutdruck und Medikation im Blick behalten

Verschiedene Wirkstoffe können bei Hitze zu Komplikationen führen:6

  • So ist bei Diuretika, die bei vermehrtem Schwitzen zur Dehydratation führen können, besondere Vorsicht geboten. Durch ACE-Hemmer und Sartane kann es ebenfalls zu einem Flüssigkeitsmangel kommen, da sie (in hohen Dosen) potenziell das Durstgefühl Ihrer Patient:innen herabsetzen.
  • Aber auch bei anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln kann eine Dosisreduzierung bei starker Hitze sinnvoll sein, denn die Kombination aus hitzebedingt verstärkter Vasodilatation und Antihypertensiva kann in einer Hypotonie resultieren.
  • Prinzipiell ist es für Herz-Kreislauf-Patient:innen daher empfehlenswert, in den heißen Sommermonaten verstärkt ein Auge auf ihren Blutdruck zu haben und bei auffälligen Werten ärztlichen Rat einzuholen.

Auf einen Blick: Tipps …

… für die (haus)ärztliche Praxis:

  • Medikation prüfen: Dosisanpassung u.a. für Diuretika/Antihypertensiva in Erwägung ziehen und mit dem/der Patient:in besprechen

… zur Weitergabe an Ihre Patient:innen:

  • Kontrollierte Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr: weder zu viel noch zu wenig – regelmäßies Wiegen kann einen Anhaltspunkt bieten
  • Ruhe und Schonung: körperliche Anstrengung in der Hitze soweit möglich umgehen
  • Hitzestau vermeiden: leichte Kleidung, klimatisierte Umgebung (oder zumindest mit Ventilatoren für Luftbewegung sorgen)
  • Lieber einmal zu oft: Vor allem vorerkrankte Personen sollten sich nicht scheuen, im Zweifel bei Unwohlsein und Kreislaufproblemen ärztliche Hilfe aufzusuchen

Quellen:

  1. Bundesgesundheitsministerium: Lauterbach legt Hitzeschutzpläne vor (24.05.2024). Online unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/lauterbach-legt-hitzeschutzplaene-vor-pm-24-05-24 (Letzter Zugriff: Juli 2024).
  2. Robert Koch Institut: Wochenbericht zur hitzebedingten Mortalität (05.10.2023). Online unter: https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/H/Hitzefolgekrankheiten/Bericht_Hitzemortalitaet.html (Letzter Zugriff: Juli 2024).
  3. Deutsche Herzstiftung: Herzprobleme bei Hitze: So schützen Sie sich! (12.07.2022). Online unter: https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/klima-und-umwelt/herzprobleme-bei-hitze (Letzter Zugriff: Juli 2024).
  4. Wittczak A et al. The Importance of Optimal Hydration in Patients with Heart Failure — Not Always Too Much Fluid. 2023;11(10):2684.
  5. Deutsche Herzstiftung: Kalium- und Magnesiummangel. Online unter: https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/ernaehrung/kalium-und-magnesiummangel (Letzter Zugriff: Juli 2024).
  6. Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit KLUG (Juni 2019). Online unter: https://www.klimawandel-gesundheit.de/wp-content/uploads/2019/06/Hintergrund-HITZE.pdf (Letzter Zugriff: Juli 2024).

Bildnachweis: AleksandarNakic/iStock; iStock-1327624947

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